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  • Carmen Meier

Zur Schlaflosigkeit getriggert‏

Welche Gedanken, Gefühle, Emotionen, Ängste ein TikTok-Video in mir auslösen und wie ich schaffe, damit umzugehen.


Ich glaube ich weiß, warum ich mich nachts vom Schlafen abhalte. Ich lasse meine Mauern vor dem Schlafengehen fallen, weil alle anderen schlafen. Ich kann wirklich ich sein.


Aber was, wenn etwas Emotionales in mir hochkommt? Mein Freund würde mich hören, wenn ich weine. Ich will ihm doch keine Sorgen bereiten, also halte ich mich wach, bis zur Erschöpfung.


Weil ich so erschöpft bin, kommen irgendwann keine Emotionen mehr hoch. Wenn ich aufwache, bin ich alleine und habe Zeit, meine Mauern wieder hochzuziehen. Wenn mich jemand weckt, bin ich muffelig, weil mein System die Mauern zu schnell hochfahren muss, funktionieren will und Angst hat, verletzlich zu sein oder anderen eine Angriffsfläche zu bieten.


Ich bin jetzt für ein paar tage alleine, mein Freund ist auf einer Schulung. Ich kann während dieser ganzen Zeit mein tiefstes Ich ausleben. Ich muss mich nicht verstecken, also sind meine Mauern unten und die Emotionen kommen hoch. Ich weine, bekomme Panik davor, dass es eine Panikattacke wird. Ich weiß nicht warum ich weine, das macht mich noch mehr fertig. Ich will jemanden anrufen, traue mich aber nicht. Ich habe Schüttelfrost, Hals- und Gliederschmerzen. Und trotzdem habe ich Angst für die Person, welche ich um 0:43 Uhr anrufen will, eine Belastung zu sein. Ich habe Angst vor den Worten: “Was ist denn los?” - “Ist doch nur eine Erkältung!” - “Du steigerst dich nur wieder rein!” - denn ich weiß, die Worte sind wahr.

Also rufe ich niemanden an. Ich höre sanfte Musik, schreibe diesen Blog, weil mir ein Blatt Papier keine Gegenfrage stellt, sondern einfach nur ein Blatt ist, bereit dazu, all meine Gedanken und Gefühle aufzufangen.


Ich merke, dass es nicht schlimm ist, ohne Grund zu weinen. Es sind Nachwehen vergangener Dinge, die ich immer runtergeschluckt habe. Von Dingen die ich getan habe, weil ich Angst vor Ablehnung habe. Worte, die nie ausgesprochen wurden. Sie sind wie ein Klos im Hals und ich kann sie dennoch nicht rauslassen, also weine ich heiße Tränen.


Und heute nimmt es keinen Druck raus, sondern es wird größer, bis ich mich traue, meinen Mund aufzumachen und zu schluchzen - richtig zu weinen. Weinen wie ein Kind mit Emotionen und Gestik. nicht wie ein Erwachsener, der die Emotionen runterschluckt.


Und je mehr ich weine und Schreibe, umso mehr fließt es ab und der Druck wird leichter. Ich beruhige mich wieder und merke wie müde ich bin und dass es ok ist jetzt zu schlafen.


“Den Verstand beobachten, sich des Verstandes bewusst sein – unbeteiligt bewusst sein, ohne irgendeine Seite zu wählen – das ist das Geheimnis. Und langsam, langsam, tritt der Verstand zur Seite, und dann ist da ein gewaltiger leerer Raum. In dieser Leere wirst du den Weg finden." - Osho

Mein Trigger? Ein Tiktok Video. Der Mann im Video sagte darin: Hey es wird langsam sehr spät. Mach das Handy aus, höre sanfte Musik und geh dann schlafen. Du hast heute dein Bestes gegeben! Ich bin stolz auf dich.


Ein Lob mit dem ich als 1er Linie nicht wirklich umgehen kann, weil es nach meiner Meinung immer noch besser und effizienter und dadurch schneller geht. Ich war noch nie mit meiner Leistung zu 100% zufrieden, was mich schlussendlich in die Depression und ein Burnout katapultiert hat.

Ah mein Leistungsdruck und Perfektionismus haben sich wieder gemeldet. Geweint hat mein vergangenes Ich, weil laut ihr ich heute extrem faul und undiszipliniert war!

Doch, stimmt das wirklich? Nein, ich habe das getan was ich schaffen konnte und als ich merkte mir geht’s schlechter, hab ich es erst ignoriert und dann irgendwann nachgegeben. Ich hab auf mein Körper gehört und bin ins Bett gegangen.


Die Angst die sich dahinter verbirgt? Nicht gut genug zu sein und deswegen ABLEHNUNG zu erfahren, also dass andere über mich denken ich sei faul und bin eine Enttäuschung.


Wem bin ich Rechenschaft schuldig? Keinem, wenn überhaupt nur mir selbst. Es geht wieder um Selbstakzeptanz und Selbstliebe.


Der Mann aus dem Video hat Recht: Ich habe heute mein Bestes gegeben und sogar mit Erfolg, denn ich habe auf meinem Körper und nicht auf meinen Kopf gehört.


Und weißt du was? Natürlich frage ich mich ständig, warum kann ich das nicht einfach ausschalten und ehrlich zu mir und zu anderen sein. Aber die Reise dorthin ist von der Vogelperspektive betrachtet so schön.

Heute vor einem Jahr war ich für 12 Wochen in einer Psychosomatischen Klinik, konnte nicht mehr, habe komplett meine Verantwortung abgegeben an das Personal und war nur noch eine Hülle.


Heute, ein Jahr später, habe ich mein eigenes Unternehmen und habe es mir zum Ziel gemacht Menschen, die den Mut aufbringen und sich entscheiden die Antwort nicht im außen, sondern im inneren zu finden, zu begleiten. Ich helfe ihnen wieder auf ihren Weg zu gehen um mit voller Eigenverantwortung in die Zukunft zu gehen und das vergangene hinter sich zu lassen und um liebevoll zurückschauen zu können.


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